Mit dem Beginn der Industriealisierung hielten Feldbahngleise in den Tontagebauen ihren Einzug. Beim Glockenschacht Abbauverfahren war kein Landverlust vorhanden. Die geförderten Tonschollen wurden mit Fuhrwerken abtransportiert. Die ersten Tagebaue eröffneten ein anderes Problem. Im großen Umfang musste die Deckschicht der Tonlager beseitigt werden. Diese Ablagerungen mussten vom Grundeigentümer genehmigt werden. Dies waren die Gemeinden. Die Flächen dafür wurden vom Unternehmer gepachtet. Nur womit sollten die zum Teil gewaltigen Abraummengen bewegt werden? Alles wurde damals mit Muskelkraft oder mit Pferdefuhrwerken bewältigt. So kamen die Feldbahngleise mit diversen Spurweiten, überwiegend mit 600 mm in und um die Tongruben im Kannenbäckerland zur Anwendung.
Um 1890 gab es noch keine Maschinen. Mit Schaufel und Spaten, mit reiner Muskelkraft begann man dort zu arbeiten, wo die Probebohrungen wenig Abraum vermuten ließen. An vielen Stellen im unteren Westerwald lag der Ton nahe an der Erdoberfläche und wurden auf diese Weise schon seit Jahrhunderten in kleinen Tonmulden ausgebeutet, während die Glockenschächte in Tiefen bis über 30 m vordrangen.
Mit Kastenloren oder Kipploren wurde der Abraum zur Halde transportiert. Im Anfangsstadium dürften Pferde als Zugtiere (auf einem Foto aus Hillscheid zieht ein Pferd mehrere Kipploren) gedient haben. Es gab zwar schon Feldbahn-Dampflokomotiven, doch wer konnte sich schon eine kaufen? Also wurden Die Loren von Hand beladen, ob Abraum oder Ton. Um die Jahrhundertwende kamen dann die ersten Feldbahn-Dampfloks in den Tongruben zum Einsatz. Nicht in der Grube, dafür war der Untergrund nicht geeignet. Dampfloks kamen beim Transport des Abraums oder des Tones nach der Förderung aus der Grube zur Verladung oder Verarbeitung zum Einsatz. Es begann eine rasante Entwicklung im Tontagebau. Stationäre Dampfkessel betrieben Seilzuganlagen, mehrere Kipploren konnten mit der Seilwinde über Bremsberge befördert werden. Sie lösten nach und nach die Handhaspel ab. Dampfmaschinen und Transmissionsbänder trieben in den Werken der Ton- und Schamotteindustrie einfache Maschinen an.
Die technische Entwicklung schritt unaufhaltsam fort. Dampfmaschinen trieben Generatoren an, elektrischer Strom und mit ihm das Licht aus Glühlampen lösten die Petroleumlampen ab.
Um 1920 kamen erste Benzol-Lokomotiven in den Tongruben zum Einsatz. Im Abraum kamen Eimerkettenbagger hinzu. Die weitere Entwicklung brachte schließlich Diesellokomotiven hervor.
Auf hartem Untergrund kamen schon Brohltalbagger zum Einsatz, wie in den Quarzitgruben im Herschbacher Becken. Die Tagebaue dehnten sich aus. Erste Konsolidierungen kamen zustande. Immer weitere Tagebaue entstanden im Unterwesterwald und weiter entfernt vom eigentlichen Kannenbäckerland, wurde das „weiße Gold“ gewonnen. So ist es bis in heutige Zeit geblieben. Nach den Schätzungen von Experten werden die Tonvorräte noch einige Jahrzehnte reichen. Besonders wertvolle Tone wurden im Tiefbauverfahren in Schächten oder Stollen abgebaut. Tiefen von bis zu 60 m Teufe waren keine Seltenheit. Der letzte Schacht im Westerwald „Richard“ bei Niederahr endete im Jahre 2000.
Die folgenden Fotos zeigen den Tontransport mit Feldbahnen um Siershahn

 Oben: Eimerkettenbagger und Diesellok
 Unten: Tonverladung über Rutschen, Siershahn

 Oben: Die Itschertbahn zum Bf Siershahn
 Unten: Bremsberg Rhein-Dinas Werke

 Alle Fotos Sammlung Eisenbahnarchiv

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