100 Jahre Dampflok Nr. 2
Unter der Fabriknummer 5575 wurde die
Naßdampf-Tenderlokomotive Bauart Cn2t für Meterspur im Jahre 1900 bei Henschel
& Sohn in Cassel erbaut. Zur Erstausstattung der Kleinbahn gehörten so auch die
Nummern 5574 (Nr. 1) und 5576 (Nr. 3). Lok Nr. 3 wurde im Jahre 1951, Lok Nr. 1
nach Stilllegung der Kleinbahn 1961 verschrottet. die Geschichte der Dampflok
Nr. 2, zugelassen am 15. September 1900 von der Königlichen Eisenbahndirektion
Frankfurt. Mehr als 50 Jahre bewältigte die kleine Dampflok den Betrieb auf der
Kleinbahn Selters - Hachenburg AG. Zog viele Güterwagen, beladen mit Quarzit,
landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Personenwagen auf der nur 24 km langen
Schmalspurstrecke durch den Westerwald.
Im Oktober 1957 wurde Lok Nr. 2 an die Nassauische Kleinbahn AG,
Betriebsdirektion Nastätten verkauft. Bei der NKAG erhielt sie die Nummer 16 in
zweiter Besetzung. Sie wurde zuletzt im Kalkstein- und Gütertransport auf der
Strecke Hohlenfels - Mudershausen - Zollhaus eingesetzt. Doch auch im Blauen
Ländchen war das Ende der NKAG abzusehen. Im Mai 1962 war dann auch hier
der Betrieb zu Ende. Vom einst umfangreichen Schmalspurnetz im Taunus, war
zuletzt nur noch ein kleiner Restbetrieb übrig geblieben. Dampflok 16
wurde noch zeitweise beim Streckenabbau eingesetzt. Nach der Stilllegung im Mai
1962 stand sie zusammen mit zwei Dampfloks aus dem Jahre 1917 in Zollhaus
abgestellt.
Ortswechsel
Der Kaufmann Rudolf Schuy aus Limburg wollte die
Lok auf Anregung seines Freundes Dr. E. A. Gäde der Nachwelt erhalten. Im
Jahre 1963 wurde sie von Dr. Gäde und Rudolf Schuy zum Preis von 1500,- DM
erworben. Der Arzt hatte auf seinen Reisen in England eine kleine Lokomotive als
Denkmal in Canterbury gesehen. In Limburg sollte das im Kriege beschädigte
Empfangsgebäude einem Neubau weichen. Als Denkmal vor dem neuen
Bahnhofsgebäude würde sich die kleine Lokomotive gut machen. Dafür war die letzte Dampflok
der NKAG auserkoren.
Am 11. Juni 1963 wechselte die Lokomotive Nr. 16 den Besitzer, verblieb aber
noch drei weitere Jahre in Zollhaus. Endlich, am 3. Dezember 1965 wurde sie mit
einem Tieflader der Bundeswehr nach Limburg auf den Platz der Firma Schuy
transportiert. Viele fleißige Helfer waren dabei. Noch immer bestand die
Idee, Denkmal am Limburger Bahnhofsplatz. Doch die Stadt entschloss
sich anderweitig. Ein Gedenkstein für Moritz Hilf, dem Erbauer
der Lahntalbahn,
schmückte die Grünanlage vor dem Bahnhof. So stand die kleine Lok lange auf dem
Gelände des Metallhändlers Rudolf Schuy. Im Jahre 1971 wurde sie aus ihrem
Dornröschenschlaf erweckt. Das Aw Limburg erhielt den Auftrag, die Lokomotive
gegen Kostenerstattung zu Reparieren und einen Neuanstrich zu verpassen. Vom 13.7. bis zum 8.8.1971 stand sie als Denkmal vor dem Schaufenster der Firma
Diener auf dem Limburger Neumarkt.
Eine Interessengemeinschaft historischer Schienenverkehr aus Wuppertal
wollte die Dampflokomotive wieder betriebsfähig machen.
So kam sie nach Duisburg in das Depot der Verkehrsgesellschaft und
später
nach
weiteren vier Jahren, zur
Selfkantbahn bei Schierwaldenrath an der holländischen Grenze. Die IG verlor
ihr Interesse an der kleinen Lok. Sie blieb verschwunden. Dann ergab der
Zufall, dass Nastätter Bürger ihre Lokomotive nahe der holländischen Grenze
wieder entdeckten und davon nach Hause berichteten. Nach über 10 Jahren ging
der Traum für Dr. Gäde doch noch in Erfüllung. Die kleine Lok sollte in
Nastätten als würdiges Denkmal der NKAG ihren endgültigen Platz erhalten. Mit
den Worten von Dr. Gäde “nicht Tod durch Schneidbrenner! - sondern
weiterleben als technisches Denkmal in Nastätten”, wie es so schön in der
Ansprache zur Kleinbahnlok-Denkmal-Einweihung am 13. Juli 1981 in Nastätten
lautet.
(Lokskizze zur privaten Benutzung auf dieser Webseite mit freundlicher Genehmigung des Verlages Schweers + Wall)