Die Kleinbahn Selters - Hachenburg
Umfangreiche Quarzitvorkommen im
Herschbacher Becken, Tonerden und Basalte warteten um die Jahrhundert wende auf
ihre Erschließung. Mit einer Schmalspurbahn sollte der begehrte Rohstoff nach
Selters zur Staatsbahn transportiert werden. Am 12. März 1900 wurde die
Kleinbahn AG Selters - Hachenburg gegründet. Schon ein Jahr später, am 1. August
1901 wurde die Bahnlinie dem Verkehr übergeben. Projektierung, Bau und Betrieb
übernahm die AG für Bahnen und Tiefbauten zu Berlin-Schöneberg mit dem
Generalunternehmer Philipp Balke.
Streckenlänge 23,31 km in Meterspur. Betriebsmittel: Dampflok. Betriebszweck:
Personen- und Güterverkehr. Zur Erstausstattung der Bahn gehörten: 3
Dampflokomotiven von Henschel & Sohn, 4 vierachsige Personenwagen, 2 Post- und
Gepäckwagen, sowie 54 zumeist offenen Güterwagen für Quarzittransport.
Konzession beantragt für 90 Jahre, später verlängert auf 120 Jahre.
Betriebsmittelpunkt war Herschbach mit Lokschuppen, Drehscheibe und Werkstatt.
Weitere Projekte von Balke:
Eine Verbindung zur genehmigten Kleinbahn Vallendar - Wirges im Jahre 1903.
Erschließung der Basaltvorkommen mit einer Linie von Hachenburg nach Betzdorf zur Sieg. Damit wäre eine Kleinbahn quer durch den Westerwald, vom Rhein zur Sieg zustande gekommen.
Einen Abzweig von Herschbach zum Basaltbruch nach Schenkelberg/Hartenfels. Alle diese Pläne wurden wegen Finanzmangel eingestellt.
Güterverkehr war hauptsächlich auf dem 5 km langen Abschnitt von Selters nach Herschbach vorhanden, während die 19 km lange Strecke von Herschbach nach Hachenburg dem Personenverkehr diente, der Güterverkehr war hier bescheiden. Im Zuge der Rheinlandbesetzung 1923 durch französische und belgische Truppen wurde der Personenverkehr zeitweise eingestellt. Auch die Folgen der Weltwirtschaftkrise ließen die Bahn nicht unberührt. Ab dem 1. November 1932 wurde der Personenverkehr von Herschbach nach Hachenburg bis auf weiteres eingestellt. Als Ersatz wurde eine Reichskraftpostlinie eingerichtet. Am 1. Juli 1936 wurde die Teilstrecke wieder in Betrieb genommen. Zum Einsatz kam nun ein moderner Diesel-Triebwagen VT 1 von der Firma Talbot aus Aachen. Nach dem 2. Weltkrieg stiegen die Beförderungszahlen noch einmal an, doch der Kraftverkehr auf der Straße nahm ständig zu. Im Dezember 1950 wurde der Rollbockverkehr zwischen Selters und Herschbach eingeführt. Umbauten im Bahnhof Selters und in Herschbach waren dazu notwendig. Der unrentable Abschnitt nach Hachenburg wurde stillgelegt. Dampflok Nr. 3 verschrottet.
Weitere 10 Jahre erfüllt die Bahn ihren Dienst. Rückläufige Beförderungszahlen im Personenverkehr lassen die Fahrpläne schrumpfen. 1957 gibt es nur noch ein Zugpaar. Auch die Quarzitausbeute lässt nach. Trotz Änderung der Besitzverhältnisse im Jahre 1954, Umwandlung in eine GmbH, Ankauf einer Diesellokomotive und 3 Personenwagen von der Rendsburger Kreisbahn, das Ende der Kleinbahn war absehbar. Im Frühjahr des Jahres 1960 wurde der Personenverkehr eingestellt, Ende Oktober fuhr der letzte Güterzug. Ab dem 1. November 1960 ist die Betriebspflicht auf der Kleinbahn Selters - Herschbach GmbH, früher Selters - Hachenburg AG erloschen.
Erhalten geblieben ist Lok Nr. 2. Sie wurde 1957 an die NKAG verkauft, dort Nr. 16 II. 1962 war auch dort Schluss mit dem Kleinbahnbetrieb. Ein Limburger Kaufmann erwarb die Lok. Sie sollte als Denkmal vor dem neuen Limburger Bahnhof aufgestellt werden. Doch daraus wurde nichts.
Auf den Fotoseiten gibt es weitere Bilder von der Kleinbahn