Im Stollfuss-Führer Westerwald, Führer und Wanderbuch von 1937 wirbt die KLEINBAHN SELTERS – HACHENBURG AG
mit einer Anzeige um Reisende im Ausflugsverkehr.

 

Im Dreieck der beiden Bahnlinien, welche von Limburg über Westerburg bzw. von Siershahn nach Altenkirchen führen, bildet die Kleinbahn Selters – Hachenburg eine wichtige Querverbindung. Sie vermittelt auf einer Strecke von annähernd 24 km den Eindruck eines der landschaftlich reizvollsten Gebiete des mittleren Westerwaldes. Überall im Verkehrsgebiet der Kleinbahn bietet sich reichlich Gelegenheit zu Ausflügen in die herben Schönheiten der Westerwaldlandschaft, in riesige Wälder, an stille Weiher, auf Berge und Ginsterheiden.

In romantischer Fahrt führt die Kleinbahn vom Ausgangspunkt Selters an den Orten Goddert und Rückeroth vorbei. Bald, nachdem der Zug eine größere Waldstrecke durchfahren hat, öffnet sich den Blicken ein im schönsten Wiesengrün prangendes Tal, im Hintergrund von mächtigen Bergkegeln begrenzt, von deren einem der Burgfried von Hartenfels herübergrüßt. Die nächste Station ist Herschbach, wo mit der Inbetriebnahme der Kleinbahn ungeheure Quarzitfelder aufgeschlossen und eine rege Industrie ins Leben gerufen wurde. Herschbach liegt inmitten ausgedehnter Waldungen. Die Fahrt geht dann weiter durch weite hohe Buchenwälder mit reichem Wildbestand über Mündersbach nach Höchstenbach, das zur Überwindung des Höhenunterschiedes von 70 m erst durch Ausfahren einer Schleife erreicht wird.

Im Höchstenbacher Wald wurde der französische General Marceau im Jahre 1796 tödlich verwundet. Nach Erreichung der Haltestelle Wahlrod folgt die Bahn im weiteren Verlauf dem von saftigen Wiesen eingesäumten Wiedbachtal. Es werden die im „Hatterter Grund“ gelegenen Haltestellen Niederhattert und Oberhattert passiert und bald darauf erblickt man schon das alles überragende, wuchtig=massive Hachenburger Schloß, um welches sich die Häuser der Stadt gruppieren.

Bevor jedoch Hachenburg selbst erreicht ist, gelangt man zum Haltepunkt Marienstatt. Von hier führt eine schöne kurze Wanderung zu der im lieblichen Nistertal gelegenen 700 jährigen Abtei Marienstatt, einem beliebten Ausflugs- und Wallfahrtsort. Hachenburg – die Endstation der Kleinbahn – ist ein reizvolles Städtchen. Inmitten ausgedehnter Wälder gelegen, ist es ein Ausgangspunkt schöner Ausflüge nach der Kroppacher Schweiz und dem hohen Westerwald.

Im Juli 1936 hat die Kleinbahn durch Erweiterung des Fahrplanes und Inbetriebstellung eines modernen Triebwagens den Verkehr auf der Gesamtstrecke wieder aufgenommen und neuzeitlich ausgestaltet. Sie hofft damit allen Natur- und Wanderfreunden, sowie auch denen Rechnung zu tragen, die zur Erholung längere Zeit im Westerwald verweilen.

Eine Fahrt mit der Kleinbahn vermittelt auf jeden Fall einen tieferen Einblick in den Westerwald und seine Schönheiten, sie wird zum stillen Erlebnis fern des Alltags.

 

VT 1 Neulieferung im Juli 1936, Hersteller: Talbot/Aachen

 

Triebwagen VT Nr.1 in Betrieb 1936 - 1956

Hersteller: Talbot GmbH Aachen

Fabr. Nr. : 372686 Baujahr: 1936
Spurweite: 1000 mm   Höchstgeschw.: 50 Km/h           Eigengewicht: 12,5 to
Sitzplätze: 32 Stehplätze: 34
   
Wagenaufbau: Holz mit Blechverkleidung - Sitzbänke Holzleisten
Achsenzahl: 4 (2 Drehgestelle je zwei Achsen) Mittelpufferkupplung
Achsstand der Drehgestelle: Wagenkastenabmessung:
Antriebsdrehgestell:                         1800 mm Länge:                                          10350 mm
Laufdrehgestell:                               1500 mm Breite:                                            2520 mm
Gesamtachsstand:                            7550 mm Größte Höhe über SO:                   3500 mm
LüP :                                            10900 mm Breite über SO:                              2700 mm
   
Motor:   
Hersteller Humboldt-Deutz-Motoren A.G. Getriebe:                 TAG Kiel/ 4 Gänge/ Luftgesteuert
Fabr. Nr. 372686/11 Heizung:                  Kühlwasserheizung
Type A 6 M 317 mit 110 PS (112 PS bei 1500 U/min) Bremse:                   Einkammer Druckluftbremse
   

Tyfon - Luftläutewerk - Elektrische Beleuchtung Batterien 24 Volt/150 Ah

Angaben aus Triebwagenbeschreibung der KSH aus dem Jahre 1952

Im Jahrbuch für Eisenbahngeschichte 1975 im Aufsatz:

"Die Motorlokomotiven der Klöckner - Humboldt - Deutz AG"

sind zwei Motoren aufgeführt.

1.) A 8 M 517 mit 170 PS bei 1500 U/min

2.) A 6 M 317 mit 110 PS bei 1500 U/min

Die Zusammenhänge sind bisher nicht Nachprüfbar, da die Unterlagen von diesem Triebwagen durch Kriegseinwirkungen bei der Firma Talbot verloren gegangen sind. In den Geschäftsberichten sind ebenfalls keine Hinweise zu finden.

Aufgrund meiner Unterlagen wurde zumindest mit 2 verschiedenen Motoren experimentiert und der A 6 M 317 für die Kleinbahn als Ausreichend befunden.

Der Kastenaufbau des Triebwagens steht seit 1957/58, rundum mit Holz verkleidet, als Freizeithäuschen auf einem Campingplatz an der Westerwälder Seenplatte. Nach einem schweren Zusammenprall im Jahre 1956, als der Triebwagen in der unübersichtlichen Godderter Kurve mit der Dampflok 1 kollidierte und darauf hin aus dem Betrieb genommen wurde. Eine Reparatur war nicht mehr möglich.

Talbot Aachen 1936 Werkfoto bei Herschbach 1936 Selters 1955 (Foto: Todt)

Die KLEINBAHN SELTERS – HACHENBURG AG im EISENBAHNARCHIV-WESTERWALD
erstellt im März 2006

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