Grubenbahnen
Historische Werk- und Grubenbahnen hat es unzählige gegeben. Im Siegerland, Dillgebiet, Lahnrevier und im Westerwald. Befördert wurden Rohstoffe aller Art u.a. Eisenerz, Basalt, Quarzit, Ton, Sand, Braunkohle. Vor allem der Bergbau auf Eisenstein hat das Beförderungsmittel Schiene zur Blüte gebracht.
Zunächst mit reiner Muskelkraft mit einer Schiebekarre oder mit Kübeln über hölzerne Bohlen. Den Gestängebahnen auf Holzbalken folgten Förderhunde auf gußeisernen Gleisen. Auch Pferde kamen zur Beförderung in die Stollen, ehe kleine Lokomotiven die Transporte übernahmen. Übertage mit Dampflokomotiven, im Stollen mit Oberleitungsbetrieb, Druckluft, Akkumulatoren, nach 1910 kamen Benzol und Diesellokomotiven Übertage zum Einsatz.
Ab 1861 (Dücker) kamen Luft-Drahtseilbahnen zur Anwendung, die zu den Schmalspurbahnen in Konkurrenz traten oder sie in schwierigem Gelände ergänzten. Beispiele dafür gab es viele. In den Bergrevieren an Rhein, Sieg, Lahn, im Westerwald und Taunus waren über 100 Drahtseilbahnen, Standseilbahnen und Bremsberge in Betrieb. Manche für kurze Strecken mit nur wenigen hundert Metern, andere erreichten Längen über 10 km.
Meine Favoriten sind die Krupp’sche Schmalspurbahn von der Station Seifen zur Grube Louise im Lahrbachtal, die Friedrich Krupp im Jahre 1865 zur Sicherung seiner Stahlproduktion vom preußischen Staat erwarb. Eine weitere nahezu unbekannte Schmalspurbahn war die von Station Raubach zur Erzgrube Roßbach und zur Tonzeche „Guter Trunk Marie“ in Oberdreis. Letztere ist Feldbahnfreunden eher bekannt als Restbetrieb der Tonzeche mit 600 mm Diesellokomotiven.
Teil 1: Die Krupp’sche Bahn zur Grube Louise in 1000 mm Spurweite
Neben der Grube Louise war die Grube Georg bei Willroth in Betrieb. Zum Krupp`schen Erwerb zählten auch die Hüttenbetriebe in Sayn und Mühlhofen. Von Grube Georg wurden die Erze mit Pferdefuhrwerken zu den Hochöfen nach Sayn und Mühlhofen transportiert.
Mit der Eröffnung der Unterwesterwald Eisenbahn von Engers über Siershahn nach Altenkirchen am 30. Mai 1884 wurde eine Schmalspurbahn mit 1000 mm Spurweite vom Bahnhof Seifen durch das Wied- und Lahrbachtal zur Grube Louise bei Nieder-Steinebach angelegt. In der Station Seifen entstand eine lange Rampe aus Holzstämmen für die Erzverladung in Staatsbahnwaggons.
Auf der 6 km langen Strecke kamen ab 1884 zwei Dampflokomotiven zum Einsatz, und 1920 eine weitere Dampflokomotive hinzu.
Lokliste der Krupp’schen Bahn zur Grube Louise von Jens Merte
Krauss FNr. 1399/1884, Typ XXXV k, 80 PS, Cn2t, 1000 mm, neu geliefert an Friedrich Krupp, Essen, für Grubenbahn Seifen-Grube Louise "I"
Krauss FNr. 1400/1884, Typ XXXV k, 80 PS, Cn2t, 1000 mm, neu geliefert an Friedrich Krupp, Essen, für Grubenbahn Seifen-Grube Louise "II"
Jung FNr. 3137/1920, Typ 125 PS - 14,2 t, Bt, 1000 mm, 05.11.1920 geliefert an Krupp'sche Bergverwaltung, Betzdorf, für Grube Louise, Seifen/Ww.
Die Züge, bestehend aus 16 bis 20 Wagen mit je 5 to Nutzlast transportierten ihre Fracht von Grube Louise und Friedrich Wilhelm durch das Lahrbachtal hinab, vorbei an Oberlahr. Beim Hofgut Bruch kam die Förderung der Grube Harzberg mit einer Drahtseilbahn zur Verladung hinzu. Entlang dem Wiedbach schlängelt sich die Grubenbahn zur Station Seifen. Hierzu unterquert sie die Linie Linz-Flammersfeld und anschließend die Linie Siershahn-Altenkirchen. An der nun folgenden Steigung zur Erzverladerampe müssen die Züge geteilt werden. Jeweils 8 beladenen Wagen können die kleinen 3-Kuppler die steile Rampe hinaufschieben.
Als am 3.11.1912 die Eisenbahnstrecke Linz Flammersfeld eröffnet wurde, hätte Krupp die Verladung ins nähere Oberlahr verlegen können. Dieser scheute jedoch die hohen Kosten für den Rückbau der aufwendigen Verladekonstruktion auf Bahnhof Seifen und einen gleichzeitigen Neubau selbiger im Bahnhof Oberlahr.
Die Grubenbahn lief bis zu ihrer Einstellung im Jahre 1930 nahezu parallel zur Staatsbahnlinie, die die Grubenbahn um nur wenige Jahre überdauerte, ehe die Kriegsereignisse die Streckenführung unterbrachen (Beim Rückzug der eigenen Truppen 1945 wurden zahlreiche Brücken gesprengt).
Die Verladung in Oberlahr nutzte der Bochumer Verein mit der Anlage einer 600 mm Schmalspurbahn zur Grube Silberwiese mit 2 km Länge auf der 2 Dampfloks in Betrieb waren.
Die abseits liegende Grube Georg bei Willroth war mit einer Verlängerung der Grubenbahn nicht zu erreichen. Schwieriges Gelände mit zu großen Steigungen zeigten der Schiene Grenzen auf. Hier kam Krupp die Erfindung und Verbreitung der Luft-Drahtseilbahn gelegen.
Westlich der Elbe erhielt die Firma Pohlig die alleinigen Ausführungsrechte im Reichsgebiet für Seilbahnkonstruktionen. Julius Pohlig erwarb von Theodor Otto Einzellizenzen für das neue Beförderungsmittel. 1879 baute er die erste Luft-Drahtseilbahn im Siegerland auf der Grube „Alte Dreisbach“.
In den folgenden Jahren entstanden viele dieser Transportmittel. Auch die Firma Krupp nutzte diese Beförderungsart. Eine 4 km lange Drahtseilbahn wurde 1899 von der Grube Georg zur Erzverladestation auf Grube Louise gebaut.
Zu diesem Thema ist 1999 von Albert Schäfer ein Buch erschienen.
Fortsetzung folgt