Sonderseite "Überführung der 44.508 nach Westerburg"

Westerwälder Eisenbahnfreunde sind ihrem großen Ziel, dem Eisenbahn-Museum in Westerburg, ein bedeutendes Stück näher gerückt: Dampflok und Kran bezogen ihr Quartier

Lok 44.508 ist am Ziel - Alte Güterzugmaschine hat neue Heimat erreicht

Es ist geschafft! Die alte Dampflok 44 508 hat ihr neues Quartier im künftigen "Eisenbahnmuseum Westerwald" in Westerburg endlich bezogen. Dazu mussten in der Nacht im Bahnhof von Westerburg sogar Gleise ausgebaut und zum Lokschuppen hin verschwenkt werden.

SIERSHAHN / WESTERBURG. Ganz langsam schiebt eine Diesellok den 90 Tonnen schweren Jumbo gegen Mitternacht über die frisch verlegten Gleise Richtung Lokschuppen. Männer mit Taschenlampen und Funkgeräten überwachen jeden Ruck: Es ist spannend: Klappt es oder kippt was um? Es klappt! Um 23.55 Uhr steht Dampflok 44.508 auf Gleis 14 im ältesten, noch Einsturz gefährdeten Teil des Lokschuppens im ehemaligen Bahnbetriebswerk Westerburg und wird mit Hemmschuhen gesichert.

In einer Großaktion konnten die Westerwälder Eisenbahnfreunde 44 508 das künftige "Eisenbahnmuseum Westerwald" in Westerburg endlich mit der Dampflok und weiteren Fahrzeugen bestücken, denn bislang gab es da ein Problem: Die Zufahrtsweiche am Bahnhof Westerburg war im Jahr 2002 von der Bahn AG ausgebaut worden und der Lokschuppen seither nicht mehr über Schienen zu erreichen. Und jede neue Weiche muss ein aufwendiges Genehmigungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt durchlaufen.

Damit trotz fehlender Weiche die Dampflok und die anderen Fahrzeuge in den Schuppen "fahren" konnten, wurde zwischen dem letzten fahrplanmäßigen Zug und dem ersten am nächsten Morgen im Bahnhof Westerburg eine "Gleisverschwenkung" gebaut. Das hieß, einen Teil des Durchfahrgleises ausbauen und einen Bogen zum Lokschuppen einbauen. "Polnische Weiche" nennen das die Eisenbahner. Als alle Fahrzeuge im Lokschuppen waren, wurde alles wieder zurückgebaut.

Zur Gleisverschwenkung rückte die Gleisbaufirma Roland Brachtendorf aus Münk (Eifel) mit zehn Mann, Zweiwegebaggern, Stopfmaschine und Rüttler an. In mehreren Etappen wurde die Arbeit unter Flutlicht erledigt. Roland Brachtendorf berechnete dafür nichts - eine Firmenspende für das künftige Eisenbahnmuseum Westerwald! Ebenfalls als "Spendenarbeit" schweißten später vier Leute der Firma Spitzke (Bochum) die Gleise wieder zusammen.

Die schwere Güterzuglokomotive 44.508 zog bis 1977 Kohlenzüge im Ruhrgebiet und war zuletzt im Bahnbetriebswerk Gelsenkirchen-Bismarck stationiert. Seit 1987 wurde sie im Lokschuppen Siershahn zerlegt und restauriert. Doch ihr altes Domizil musste 44.508 im Juni 2002 verlassen, weil der Besitzer, eine ortsansässige Firma, Eigenbedarf angemeldet hatte. Seitdem ermöglichte Hubert Selbach aus Staudt mit großem Entgegenkommen eine kostenlose und sichere Unterkunft für die gut verpackte Dampflok auf dem Anschlussgleis seiner Spedition im Gewerbegebiet Feincheswiese.

Von dort wurde die Maschine am Tag zuvor zum Bahnhof Montabaur gezogen. Im Windschatten durchbrausender und haltender ICE-Züge kuppelten Eisenbahner sie dann in einen "Museumszug", der mit einem fahrbaren Kohlekranwagen 6620 und zwei Güterwagen von Siershahn kam. Ein Team der Rhein-Sieg-Eisenbahn zog den Museumszug in zwei Dienstschichten mit einer Diesellok V-100 (ex 212.301-6) durch den Westerwald. In Limburg wurde noch der ehemals in Westerburg stationierte Schienen-Schneepflug "Klima" angekuppelt und zwei alte Bauzugwagen, die im künftigen Eisenbahnmuseum Verwendung finden sollen als Materiallager und Event-Wagen. Regelmäßig hielt der Museumszug in allen Bahnhöfen: Die Gleitlager der Fahrzeuge mussten geprüft werden.

Vorsichtig verteilte die V-100 in einem faszinierenden Szenario unter Aufsicht von zwei Mitarbeitern der DB-Netz (Limburg) die Museumsfahrzeuge in der Nacht über die "Gleisverschwenkung" auf die fünf Gleise der künftigen Museumsanlage. Ständig überprüften Männer mit Taschenlampen und Hämmern Achsen, Spur und Schienen. Als kurz nach Mitternacht alle Fahrzeuge ihren Platz gefunden hatten, atmeten die Westerwälder Eisenbahnfreunde 44 508 und ihre Helfer hörbar auf: Ein wichtiger Schritt in Richtung Museum ist getan!

"Diese Aktion hat den Verein trotz der vielen kostenlosen Arbeit an die Grenze seiner Finanzen gebracht", sagt Vorsitzender Achim Meurer (Horressen): "Wir hoffen jetzt auf weitere Spenden und Zuschüsse." Denn es gibt noch viel zu tun: Technische Restauration der 44.508, Sanierung des Einsturz gefährdeten Teils des Lokschuppens, Einzäunen des Geländes, Bau einer festen Zufahrt und Ausbau des Eisenbahnmuseums Westerwald. Noch in diesem Jahr sollen die Museumsfahrzeuge der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Text und Fotos: Herbert Günther (Seite erstellt 9. April 2004)

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